Texmaker ist eine Entwicklungsumgebung für LaTeX. Das Tool ist verfügbar für Windows, Linux und Mac OS X. Wenn man in LaTeX sehr umfangreiche Arbeiten schreibt und noch viele Referenzen benutzt, so kommt man an BibTeX nicht vorbei. BibTeX ist speziell für das Literaturverzeichnis gedacht und ist eine eigenständige Sache in der TeX Welt. Bei einer Recherche über ein bestimmtes Thema kommen schnell viele Bücher und Quellen zusammen, welche man in einer wissenschaftlichen Arbeit in ein Literaturverzeichnis schreibt. LaTeX und BibTeX in Kombination vereinfachen die Erstellung eines solchen Literaturverzeichnis. Dabei legt man eine BibTeX Datei an und in dieser werden alle Bücher und Quellen angegeben. So sieht meine Beispiel.bib aus
@Article{vollerart, author = {F.W. Gauss and G.F.W. Leibniz}, key = "GaLe63", title = "Lebendige Funktionen", journal = "Annalen der Mathematik", volume = "-29", year = "1763", pages = "293-299", } @Book{karls, author = {{Karl der Große und Karl der Kahle}}, key = {KdGKdK840}, title = {Wir wir das Frankenreich beherrschten}, publisher = {Frankenpress}, year = {840}, address = {Aachen, Frankenreich}, }
Um die BibTeX Datei in unser TeX-Dokument einzubinden, brauchen wir nur folgenden TeX-Befehl verwenden:
\bibliography{Beispiel}
So liest TeX beim kompilieren die Beispiel.bib ein und erzeugt aus dieser ein Literaturverzeichnis. Naja nicht ganz. Man muss erst einmal den Kompilierungsvorgang verstehen, damit man weiß, was ich eigentlich meine. Denn eine normale Generierung der TeX-Datei hilft nicht und man wundert sich warum Teile in der generierten PDF Datei fehlen.
Kompilierungsprozess
Je nach dem was man alles verwendet, muss man eine bestimmte Kompilierungsreihenfolge einhalten. Wir gehen davon aus, das wir ein Literaturverzeichnis und ein Inhaltsverzeichnis in unserer TeX-Datei anlegen. Da wir ein Literaturverzeichnis verwenden, haben wir auch eine BibTeX Datei. Damit man die BibTeX Dateien in seinem LaTeX Code einbinden kann, muss man diese zuerst kompilieren. Nach der Kompilierung mit BibTeX bekommt man drei Ausgabe Dateien: „Beispiel.aux“, „Beispiel.blg“ und „Beispiel.bbl“. Erst wenn diese drei Dateien in dem Ordner sind, kann das Literaturverzeichnis erfolgreich in die PDF Datei integriert werden. Ansonsten wird das Literaturverzeichnis nicht angezeigt, denn die normale TeX Kompilierung versucht auf diese Dateien zurückzugreifen. Doch wenn sie nicht vorhanden sind, kann auch nichts mit in die PDF übernommen werden.
Wenn wir nun unsere Arbeit mit LaTeX kompilieren lassen, werden wieder neue Dateien generiert. Neben der PDF wird auch eine .toc Datei generiert. Dabei steht .toc für „Table of Content“, also dem Inhaltsverzeichnis. Öffnen wir nun unsere PDF werden wir feststellen, dass zwar eine Überschrift des Inhaltsverzeichnis da ist, mehr jedoch nicht. Das liegt daran, dass erst mit dem Vorhandensein der .toc Datei das Inhaltsverzeichnis in die PDF mit aufgenommen werden kann. In der ersten Kompilierung wurde die .toc Datei aber erst generiert. Erst wenn wir nun ein zweites mal kompilieren wird das Inhaltsverzeichnis in die PDF Datei integriert. Zur Sicherheit kompilieren wir noch ein drittes Mal, denn bei LaTeX weiß man nie genau, ob er noch einmal neue Dateien angelegt hat oder nicht. Sicher ist sicher.
Also noch einmal vereinfacht: Zuerst alle BibTeX Dateien kompilieren, dann drei Mal die TeX Datei.
Automatische Kompilierung
Kommen wir nun zu den Texmaker Tricks. Damit man nicht immer alles einzeln kompilieren muss, kann man im Texmaker eigene Befehle verwenden. Wenn man spezielle Pakete benutzt, muss man soagar teilweise 4-6 verschiedene BibTeX Dateien kompilieren und dann noch das Dokument selber drei Mal. Dazu komme ich aber in einem späteren Artikel. Unter „Benutzer/in –> Eigene Befehle –> Eigene Befehle editieren“ können wir unseren Compilierungsvorgang automatisieren!
In dem erscheinenden Dialog können wir uns ein Menüeintrag auswählen und anpassen. Dafür ändern wir zuerst den Namen und anschließend benutzen wir den Assistenten um die entsprechenden Befehle für den Kompilierungsvorgang generieren zu lassen. Da wir im Moment nur eine BibTeX Datei haben, wählen wir einmal BibTeX aus und drei Mal PDFLaTeX. PDFLaTeX generiert den TeX Code zu einer PDF Datei. Nachdem wir nun den Befehl generiert haben, passe ich noch am Anfang den BibTeX Befehl an. Ich schreibe statt des „%“ die Datei direkt rein (siehe Bild). Warum? Wenn das Prozentzeichen dort steht, versucht er eine .bib Datei zu finden, die den selben Namen wie die zu kompilierende TeX Datei hat. Beispielsweise nenne ich meine Datei „Arbeit.tex“ und kompiliere diese dann mit der eben erstellten Befehlsfolge, dann würde er versuchen eine Arbeit.bib zu kompilieren. Das Literaturverzeichnis kann aber auch einen anderen Namen haben. Deswegen schreibe ich dies immer manuell hinein.
Autovervollständigung von Befehlen
In der LaTeX Welt gibt es sehr viele Erweiterungspakete. Diese werde ich in einem anderen Blog-Beitrag behandeln. Beispielsweise gibt es ein ToDo Paket, welches LaTeX um ein paar Befehle erweitert und man so in seinem PDF Dokument eine ToDo Liste mit ausgeben kann. Doch Texmaker kennt viele dieser speziellen Pakete und deren Befehle nicht. Deswegen muss man diese selbst ergänzen. Unter „Benutzer/in –> Wortvervollständigung anpassen“ kann man eigene Befehle einfügen.
Schnelles Übersetzen anpassen
Statt einen eigenen Befehl für die Kompilierung zu benutzen, kann man auch den Befehl „schnelles Übersetzen“ anpassen. Dafür gehen wir auf „Optionen –> Texmaker konfigurieren“ und gehen in den Reiter „schnelles Übersetzen“. Hierfür gehen wir nun auf den Punkt „Benutzerdefiniert“ und können wieder den Assistenten benutzen. Einmal BibTeX und drei Mal PDFLaTeX. Jetzt noch schnell den BibTeX Befehl anpassen und fertig. Nun kann man immer auf „Schnelles Übersetzen“ klicken und man erhält den gleichen Effekt, wie bei den „Eigenen Befehlen“.
Editor anpassen
Da wir nun schon in den Optionen sind, können wir auch gleich den Editor anpassen. Ich bevorzuge zum einen das dunkle Thema. Und ein Haken solltet ihr in diesem Reiter unbedingt setzen. „Automatisches Speichern alle 10 Minuten“. Es gab schon Situationen bei mir, wo Texmaker abgestürzt ist und so 2-3 geschriebene Seiten ins Daten-Nirvana wanderten. Auch wichtig ist die Zeichenkodierung! Ihr könnt in der TeX Datei mit einem Befehl die Zeichenkodierung des Dokumentes bestimmen. Benutzt ihr dort ASCII und habt im Editor UTF-8 eingestellt kann es ggf. zu Problemen mit Sonderzeichen kommen. Die schönen Umlaute aus dem Deutschen, werden dann falsch dargestellt ^^
PDF in einem neuen Fenster
Je nach dem wie groß euer Bildschirm ist, kann es sich lohnen die PDF in der Oberfläche anzeigen zu lassen. Da ich zwei Monitore habe, lasse ich mir die PDF immer in einem extra Fenster anzeigen. So ploppt das Fenster automatisch auf meinem 2. Monitor auf.
Eigene Makros
In LaTeX kann es kompliziert sein Tabellen zu erstellen. Hierfür könnte man sich ein Grundgerüst als Makro basteln. Ich bin ganz ehrlich, ich habe die Makros nie benutzt. C&P hat immer geholfen. Die Makros findet ihr unter „Benutzer/in –> Eigene Makros –> Eigene Makros anpassen“. Dort könnt ihr dann euren TeX Code eingeben und dieser wird dann immer automatisch eingefügt.
Die Masterdatei
Da wir unsere LaTeX arbeit in mehrere Dokumente untergliedern können, ist es hilfreich unser LaTeX Dokument von unserer Ausgangsdatei aus zu kompilieren. Die Masterdatei ist das Dokument, wo wir die Dokumentklasse bestimmt haben. Diese sollte im Texmaker geöffnet werden und dann unter „Optionen –> Aktuelle Datei als ‚Masterdatei‘ erklären“ Wenn wir nun in einem anderen Dokument sind und kompilieren wollen, wird der Kompilierungsvorgang immer von der Masterdatei aus gestartet.
Ich hoffe mal das euch das ein wenig für geholfen hat und ihr den verwirrenden Kompilierungsvorgang verstanden habt. Dann erst dann weiß man, warum sein Dokument noch so leer ist ;)
Greetz TheVamp